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Offener Brief zur ZP 10 2022

Yvonne Gebauer
Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen
Platz des Landtags 1
40002 Düsseldorf

Offener Brief zur ZP 10 2022
Sehr geehrte Frau Ministerin Gebauer,
seit 2 Jahren hält uns die Pandemie in Atem. Selbstverständliches gibt es nicht mehr und Ihr
hehres Ziel einer „weltbesten Bildung“ ist nicht erreichbar. Es wird Zeit, aus parteipolitischen
Geplänkeln herauszukommen und zu versuchen, Lehren aus der Krise zu ziehen. Wir müssen
wieder die Gruppe in den Mittelpunkt stellen, um die es geht:
Um wen geht es? Um die Schülerinnen und Schüler, unsere Kinder, unsere Zukunft!
Im Normalfall verbringen Schüler*innen pro Schuljahr ca. 40 Wochen in der Schule. Aufaddiert
bis zum mittleren Schulabschluss sind das ca. 400 Wochen.
Analysieren wir nach obigem Aspekt die beiden vergangenen Jahre, sind im Schuljahr 2019/20,
vor allem in den nicht abschlussrelevanten Jahrgängen, vom 13. März 2020 bis zu den Som-
merferien, 14 Wochen mit Distanzunterricht verbracht worden. Auch im Januar/Februar 2021
gab es Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht. In dieser Aufgliederung sind die
Unterrichtsausfälle wegen des generellen Lehrer*innenmangels und die individuellen Corona
bedingten Ausfälle von Schüler*innen wie auch von Lehrer*innen nicht berücksichtigt.
Die Schüler*innen, die dieses Jahr die ZP10 ablegen sollen, haben folglich gegenüber den
10ern im Abschlussjahr 2020 die wenigste Zeit im Präsenzunterricht verbracht. Die soziale
Betreuung und die Art des Unterrichts hingen von den individuellen Möglichkeiten der Leh-
rer*innen und vor allem der Schüler*innen, sowie der Ausstattung der Schule ab. Im ganzen
Land gab es zwar eine Handreichung, aber keine Erfahrung mit Lernen auf Distanz.
Schaut man die aktuellen Lehr- und Lernstände der Schüler*innen an, ist gegenüber anderen
Generationen einfach festzustellen, dass der Lernfluss unterbrochen war. Auch die sozialen
Beziehungen und das außerschulische Lernen sind erheblich eingeschränkt gewesen. Die Auf-
holprogramme waren derart konzipiert, dass sie die großen Lücken bisher noch nicht schließen
konnten. Allein der Faktor der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit verhindert dies.
Auch die aktuelle Entwicklung der geopolitischen Lage bedeutet eine zusätzliche psychische
Belastung für die Schüler*innen und Lehrer*innen. Ein Einfaches darüber hinwegsehen hilft
hier nicht.
Daher fordern wir Sie auf, sehr geehrte Frau Ministerin Gebauer, die Schüler*innen der zehn-
ten Klassen gerade dieses Jahr statt der ZP10, eine durch die Lehrkräfte der Schule erstellte
Prüfungsarbeit schreiben zu lassen, da diese stärker auf den tatsächlich erteilten Unterricht
Bezug nehmen kann, als dies bei zentralen Prüfungen möglich ist.
Nichts anderes schließen wir aus den Vorgaben des Schulgesetzes: Bildung heißt, tatsächlich
die einzelne Schülerin, den einzelnen Schüler in den Blick zu nehmen, wie es § 1 Abs. 1 S. 1
SchulG NRW vorsieht. Diese Individualität muss sich in den Leistungsanforderungen und den
Leistungsbewertungen widerspiegeln und widerspricht dem Gedanken einer zentralen Ab-
schlussprüfung. 2020, im ersten Jahr der Pandemie, als die Abschlussschüler*innen dieses
Schuljahres deutlich weniger Zeit im Distanzunterricht verbrachten, haben Sie auf die Durch-
führung der ZP10 verzichtet. Was rechtfertigt es heute, diese Handlung nicht zu wiederholen?
Handeln Sie, sehr geehrte Frau Ministerin – JETZT!!!
Für Fragen und Gespräche stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung
Mit besten Grüßen
Ralf Radke

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