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Lernen aus Corona – Keine vorschnelle Wiedereröffnung der Schulen

Lernen aus Corona – Keine vorschnelle
Wiedereröffnung der Schulen
Hygienische Standards herstellen – Chancengungleichheit nicht
verstärken – Zentrale Prüfungen aussetzen
Die Covid-Pandemie und die daraus resultierende weitgehende Schließung unserer Bil-
dungseinrichtungen stellt alle Beteiligten, Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern vor eine
enorme Herausforderung. Sie hat abrupt unsere normale Lebensführung unterbrochen.
Die Pandemie und die noch ungewisse Rückkehr in unser normales Leben sorgen zugleich
dafür, dass sich eine starke Verunsicherung in den Bildungseinrichtungen bei allen Be-
teiligten verbreitet. Wann geht es wieder los? Welche Bedingungen müssen gegeben sein,
damit Gesundheit- und Infektionsschutz gegeben sind? Finden Prüfungen statt und wenn ja,
wie bereiten wir uns darauf vor? Mit welchen Gruppen geht die Arbeit in den Schulen
wieder los? Wie können organisatorische Herausforderungen von Schulen und Schulträgern
gemeistert werden? Wie werden alle Menschen der Schulgemeinschaft, insbesondere die
einer Risikogruppe angehören geschützt und beteiligt?
Diese und viele weitere Fragen zeigen, dass noch sehr viel ungeklärt und offen ist. Letztlich
muss jetzt politisch entschieden und politisch verantwortet werden, wie es an den Schulen
weiter geht. Wissenschaftliche Expertise muss dabei die Entscheidungsgrundlage sein.
Die Unterzeichner haben sich gemeinsam dieser Situation gestellt und fordern Klarstellung
und Perspektiven von der Politik.
• Die Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts müssen handlungsleitend sein. Standards
für Hygiene und Infektionsschutz müssen transparent und veröffentlicht sein sowie
nachvollziehbar umgesetzt werden.
• Schulen können nur wieder öffnen, wenn Hygiene und Infektionsschutz für alle Betei-
ligten gewährleistet werden. Dazu gehören aus Sicht der Unterzeichnenden mindestens
die Bereitstellung von ausreichend Waschbecken, Seife und Einmalhandtücher, sowie
Desinfektionsmittel und Toiletten mit entsprechender hygienischer Ausstattung. Erfor-
derlich ist eine angepasste Reinigung nach entsprechenden Standards des Infektions-
schutzes, Regeln für regelmäßigen Luftaustausch wenn empfohlen Schutzmasken für
Beschäftigte und Schüler*innen. Hierfür brauchen Schulen Hygienekonzepte in Ab-
stimmung mit Schulaufsicht und Schulträger und unter Verantwortung des lokalen Ge-
sundheitsamtes. Menschen, die einer Risikogruppe angehören oder entsprechende An-
gehörige haben, bedürfen eines besonderen Schutzes.
• Die Schulen sind für die Schüler*innen heute Lern- und Lebensraum. Das vordringliche
Ziel muss es deshalb sein, die Schule wieder für alle Schüler*innen zu öffnen. Schü-
ler*innen mit Förderbedarf und deren Familien bedürfen einer verstärkten Unter-
stützung, Schulbegleitungen müssen ermöglicht werden. Die Öffnung wird nur schritt-
weise möglich sein und stellt die Schulen vor große organisatorische Herausforde-
rungen. Hierzu brauchen die Schulen und die Eltern schnellstmöglich konkrete Vorgaben
und Hinweise. Der stufenweise Einstieg muss für alle Beteiligten leistbar sein.
• Um die oben genannten Bedingungen zu erfüllen, brauchen die Schulen und die Schul-
träger Zeit. Es ist unabdingbar, dass sie mindestens eine volle Woche (7 Tage) vorher
erfahren, wie und wann der Schulbetrieb wiederbeginnen soll. Schulträger müssen die
hygienischen Standards herstellen können und beispielsweise den Reinigungsbetrieb
verändern, den Schulwegeverkehr wieder aufnehmen und an veränderte Unterrichts-
zeiten und Hygienestandards anpassen. Schulen müssen beispielsweise Laufwege über-
legen und kennzeichnen, Unterricht und Betreuung organisieren.
 Der schrittweise Wiedereinstieg in den Schul- und Unterrichtsbetrieb stellt eine enorme
Kraftanstrengung für die Schulen dar. Zentrale Prüfungen sind schon parallel zum re-
gulären Schulbetrieb eine Herausforderung, die regelmäßig mit Unterrichtsausfall und
besonderer Belastung der Lehrkräfte verbunden ist. Aus unserer Sicht kann es im Schul-
jahr 2019/20 keine Prüfungen an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen
mehr geben (z.B. ZP 10 und Abitur). Schüler*innen können sich nach wie vor nur sehr
unterschiedlich auf die Prüfungen vorbereiten. Eine Durchführung der Prüfungen bei
laufendem Unterricht ist nicht realisierbar. Der Aufwand für dezentrale Prüfungen ist
weder leistbar noch verhältnismäßig. Eine weitere Verschiebung der Prüfungen ist keine
Option. Die bundesweite Anerkennung des jeweiligen Abschlusses ohne Prüfungen ist
zwingend notwendig.
• Unabhängig von zentralen Prüfungen dürfen Schüler*innen insgesamt als Folge der Co-
rona-Pandemie keinerlei Nachteile entstehen. Schullaufbahnen müssen gesichert wer-
den.
• In der Zeit der Schließung der Schulen sind die ungleichen Bildungschancen für Kinder
und Jugendliche extrem deutlich zu Tage getreten und verstärkt worden. Kinder und Ju-
gendliche, die kein eigenes digitales Endgerät, zuhause keine lernförderlichen Strukturen
vorfinden, die sich ein Zimmer mit mehreren Geschwistern teilen, deren Familien-
sprache nicht Deutsch ist, deren Familien Existenzängste haben oder Kinder mit son-
derpädagogischen Unterstützungsbedarf haben eben nicht die gleichen Bildungschancen
wie andere.
• Die Coronakrise lässt gesellschaftliche Missstände deutlich in den Blick treten. Es ist Auf-
gabe der Landesregierung und der Schulträger schnell gezielte und umfassende Maß-
nahmen zu ergreifen. Darum müssen Schulen, die besondere Bedarfe haben, vorrangig
unterstützt werden. Bei Schüler*innen und allen Beschäftigten fehlen dienstliche Endge-
räte und Kommunikationsplattformen zum rechtssicheren Austausch untereinander.
Schulen fehlen die entsprechenden Konzepte. Hier muss dringend nachgerüstet werden.

Deutscher Gewerkschaftsbund Nordrhein-Westfalen

Elternnetzwerk NRW Integration miteinander

Landeselternschaft der integrierten Schulen NRW

Progressiver Eltern- und Erzieherverband NRW

Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule NRW

Landeselternkonferenz Nordrhein-Westfalen

Schule hoch 3 Bündnis von Schulen in prekären Lagen

Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit in NRW e.V.

Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen NRW e.V.

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW

Grundschulverband Landesgruppe NRW

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