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Wahlprüfsteine zur Langtagswahl 2017

In Zusammenarbeit mit anderen Verbänden der integrierten Schulen haben wir zur Landtagswahl 2017 Wahlprüfsteine mit den Schwerpunkten Schulstruktur, Inklusion, Integration und Ressourcen verfasst. Wir möchten Sie bitten, zu diesen Wahlprüfsteinen Stellung zu nehmen. Ihre Stellungnahme werden wir an unsere Mitglieder weiterleiten.

Schulstruktur

Verwirklichung der Gleichberechtigung und Chancengleichheit von gegliedertem und integriertem Schulsystem.

Seit dem Schulkonsens 2011 hat die Veränderung der Schulstruktur landesweit an Dynamik gewonnen. Die neue Schulform Sekundarschule sollte auch kleineren Kommunen ein vollständiges Schulangebot mit allen Bildungsgängen unterhalb der Gesamtschulgröße ermöglichen.
Auf kommunaler Ebene wird die Sekundarschule unabhängig von ihrer ursprünglichen Funk-tion als fünfte Regelschulform angeboten. Dies hat in den letzten Jahren zu einer bundesweit beispiellosen Zersplitterung der Schullandschaft in NRW geführt. Das hat auch dazu geführt, dass Schulstruktur und Schulformen je nach dem spezifischen regionalen Angebot landesweit nicht mehr vergleichbar sind.

Frage
Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die Schulstruktur zu vereinfachen und zu vereinheitlichen ?

Steuerung der regionalen Schulentwicklungsplanung

Seit dem Schulkonsens ist die strukturelle Schulentwicklung auf die kommunale Ebene verlagert
worden. Das Land hat sich praktisch aus der Schulentwicklung auf Landesebene verabschiedet.
Die so gennannte Ermöglichungspolitik hat so vor Ort zu ganz unterschiedlichen
Bildungsangeboten geführt. Das hat u. a. unterschiedliche Bildungschancen zur Folge.

Frage
Was werden Sie unternehmen, damit das Land seiner Verantwortung für die Entwicklung der
Schullandschaft auch im Interesse gleicher Bildungschancen auf der Landesebene gerecht wird ?

Kultur des Behaltens auch an Gymnasien und Realschulen

An zunehmend vielen Stellen des Landes ist das gegliederte Schulsystem nur noch unvollständig
gegeben. In der Regel fehlt die Hauptschule oder / und die Realschule. Damit ist der
systemisch vorgesehene schulische Abstieg von Schülern im gegliederten System nicht mehr
möglich. In der Bildungskonferenz haben sich fast alle Beteiligten für eine Kultur des Behaltens
der Schüler bis zum ersten Abschluss der Sekundarstufe I ausgesprochen. Der erste Umsetzungsansatz
im § 132c SG hat sich als nicht hinreichend erwiesen.

Frage
Welche Regelungen können Sie sich vorstellen, damit die Kultur des Behaltens an allen
Schulformen realisiert wird ?

Vollständiges Angebot in ganz NRW durch integrierte Schulen

Wenn das gegliederte Schulwesen an vielen Stellen des Landes nicht mehr voll funktionsfähig
ist, weil es nur noch unvollständig vorhanden ist, wäre aus unserer Sicht eine der integrierten
Schulformen an der Stelle des nur noch unvollständigen Systems die sinnvollste Lösung. Das
wäre im Interesse einer qualitativ hochwertigen schulischen Versorgung aller Schüler der betroffenen
Kommune, und es wäre auch unter finanziellen Aspekten bezogen auf den Landesund
den jeweiligen Kommunalhaushalt die vernünftigste Lösung.

Fragen
Wie stehen Sie zu dieser Überlegung?
Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um das zu realisieren?

Einbindung der privaten Träger in die kommunale und regionale Schulentwicklungsplanung

Zunehmend werden private Schulen gegründet. Diese unterliegen weniger organisatorischen
Zwängen als die staatlichen Schulen. Sie haben auch mehr pädagogische Gestaltungsfreiheit.
Sie sind bislang auch nicht verpflichtend in die Schulentwicklung der Kommune oder Region
eingebunden. Das führt zu Erschwernissen im Bereich der staatliche Schulen und benachteiligt
die staatlichen Schulen.

Frage
Was werden Sie unternehmen, um die privaten Träger und ihre Schulen verbindlich in die
regionale und kommunale Schulentwicklung einzubeziehen und somit die Rechte und Pflichten
der öffentlichen und privaten Schulen gleichzustellen ?

Erleichterung der Umwandlung von Sekundarschulen in Gesamtschulen

In der bisherigen Umsetzung des Schulkonsenses hat sich gezeigt, dass die Sekundarschulen
unter ganz spezifischen Standortbedingungen sinnvoll sind. Viele Eltern wünschen sich jedoch
die Umwandlung in eine eigenständige Gesamtschule oder als Teilstandort einer bestehenden
Gesamtschule. Dies ist an vielen Standorten von Sekundarschulen aufgrund der Schülerzahlen
bzw. Zügigkeit durchaus möglich.

Fragen
Welche Regelungen können Sie sich vorstellen, damit die Umwandlung einer Sekundarschule
vereinfacht wird ?
Welche Regelungen beabsichtigen Sie, um Schulen mit Teilstandorten zu stärken ?

Gleiche Eingangsbesoldung für alle Lehrämter

An den integrierten Schulen war noch nie nachvollziehbar, dass Kolleginnen und Kollegen für
die gleiche Arbeit unterschiedlich besoldet wurden. Spätestens seit der neuen Lehrerausbildung
entfällt jegliche Begründung für eine unterschiedliche Besoldung. Wir stellen uns - wie
auch andere Verbände - eine einheitliche Eingangsbesoldung von A 13Z für alle Lehrerinnen
und Lehrer vor.

Fragen
Wie stehen Sie dazu?
Wie sieht Ihr Plan zur möglichst baldigen Umsetzung aus?

Gute Lehrerversorgung auch an schwierigen Standorten

Die Lehrerversorgung über das schulscharfe Ausschreibungsverfahren funktioniert nur bei
einem erheblichen Lehrerüberangebot und ist grundsätzlich wenig für Schulen an schwierigen
Standorten geeignet. Die Stellenausschreibungen dieser Schulen laufen häufig ins Leere.

Fragen
Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, damit die Schulen, die eigentlich die besten Lehrer
brauchen, diese auch erhalten können ?
Welche Anreizsysteme können Sie sich vorstellen, damit Lehrer sich an diese Schulen bewerben ?

Inklusion

Wir wollen die Inklusion, aber so nicht.
Integrierte Schulen stellen sich konkret der Verantwortung als inklusive Schulen. Sie stellen
fest, dass die derzeitigen personellen und sächlichen Rahmenbedingungen im Interesse der
einzelnen Schülerinnen und Schüler aber auch im Interesse der integrierten Schulformen
unzureichend sind.

Finanzierung der Inklusion und Steuerung des Prozesses

Insbesondere die inklusiv arbeitenden Schulen klagen zu Recht über fehlende Ressourcen.
Eine Ursache ist die Doppelstruktur von inklusiv arbeitenden Schulen und Förderschulen und
die Budgetierung der Förderlehrerstellen für inklusiv arbeitende Regelschulen. Die Förderschulen
werden entsprechend der Schüler-Lehrer-Relation mit Personal ausgestattet, das restliche
Budget steht den inklusiven Schulen insgesamt zur Verfügung. Die Schulen können keinen
Anspruch auf eine auskömmliche Personalausstattung geltend machen. Daraus folgt verstärkt
durch die zu beobachtende Erhöhung der Förderquote eine strukturell verankerte Unterfinanzierung
der inklusiven Schulen.

Fragen
Planen Sie eine zügige Novellierung des 9. SchRÄG, welche die Erfahrungen aus dem gegenwärtigen
Prozess einbezieht?
Welche Möglichkeit sehen Sie, den inklusiv arbeitenden Schulen aufgrund einer klaren Regelung
Förderlehrerstellen entsprechend des Bedarfs zuzuweisen?
Planen Sie Schritte in Richtung eines inklusiven Bildungssystems, um mittelfristig die Doppelstruktur
abzuschaffen?


Klassenfrequenz senken auf 24 Schülerinnen und Schüler

Die realen Klassengrößen der Schulen, die Inklusion umsetzen, sind zu hoch. Das erschwert
Unterricht und adäquate Betreuung. Auch wenn einige Kommunen die Obergrenze inklusiver
Klassen bei 27 zu halten versuchen, werden durch Interventionen von Schulaufsicht oder
Kommune diese Grenzen immer wieder in Frage gestellt und willkürlich aufgehoben. Nach
den Erfahrungen der letzten Jahre ist zudem auch die Klassengröße von 27 pädagogisch nicht
mehr haltbar, da insbesondere der hohe Anteil von Kindern mit emotional- sozialem Förderbedarf
sehr hoch ist.

Fragen
Wie gewährleisten Sie, dass in inklusiven Klassen die Frequenz deutlich gesenkt wird?
Unterstützen Sie die Forderung nach einer Maximalfrequenz von 24 Kindern in inklusiven Klassen?

Flächendeckende Diagnostik für jedes Kind

Notwendig ist eine flächendeckende Diagnose der Fördernotwendigkeit aller Schülerinnen
und Schüler unabhängig von einem vermuteten besonderen Förderbedarf. Unabdingbar ist
diese Diagnose zur Feststellung und anschließenden Behebung von gravierenden Defiziten in
Lern- und Persönlichkeitsentwicklung von Schülerinnen und Schülern. Ungleiches ungleich
behandeln heißt hier, den legitimen Anspruch auf die richtige schulische Unterstützung auch
zu erhalten.

Frage
Unterstützen Sie eine Diagnostik für alle Kinder ab dem Grundschulbereich?

Inklusion ist nicht teilbar

Die Aufgabe der Inklusion wird momentan nur ungleich in den Schulformen wahrgenommen,
den Hauptteil tragen Gesamtschulen, Sekundarschulen, vor allem aber Hauptschulen und in
gewissem Umfang auch Realschulen. Die Schulform Gymnasium ist quantitativ unterrepräsentiert,
in der Aufnahme aller Förderformen noch weniger offen. Dies widerspricht der Inklusion
vom Grundverständnis her. Alle Schulformen müssen sich gemäß ihrem Anteil an der
Schülerschaft an der Umsetzung der Inklusion beteiligen.

Frage
Unterstützen Sie die Position, dass alle Schulformen sich entsprechend ihrem Schüleranteil an
der Inklusion beteiligen und in welchen Schritten wollen Sie diese Forderung umsetzen?

Integration

Integration ist Aufgabe aller Schulformen

Auch im Bereich der Integration von Kindern aus Migrationsfamilien müssen alle Schulformen
entsprechend ihrer Schüleranzahl quantitativ beteiligt werden. Dies darf nicht in die Eigeninitiative
der einzelnen Schulen gestellt werden, sondern sollte von Schulaufsicht und
Kommune aktiv umgesetzt werden. Auf dem weiteren Bildungsweg gilt die „Kultur des Behaltens“.
Ist ein Kind an einer Schulform registriert, soll es dort verbleiben dürfen bis zum
ersten qualifizierten Abschluss.

Fragen
Wie gewährleisten Sie die gerechte Verteilung von Kindern aus Migrationsfamilien auf alle
Schulformen und die notwendige Stellenausstattung der Schulen?
Unterstützen Sie, dass auch Flüchtlingskinder bis zum ersten Abschluss an der Schule verbleiben,
an der sie aufgenommen wurden?

Mehr Ressourcen für die schulische Bildung in NRW

Im Vergleich der Bundesländer liegt NRW bei der personellen Grundausstattung der Schulen
am Ende der Skala. Um den Wert der Flächenländer West zu erreichen, müsste der Personalansatz
in NRW um 11% oder rund 17.800 Stellen gesteigert werden. Auch der Klassenfrequenzhöchstwert
ist in NRW im Vergleich hoch. Nur wenige Länder haben einen höheren
Wert, andere Länder liegen teilweise deutlich unter dem NRW-Wert.

Fragen
Planen Sie, den Bildungsbereich in NRW insgesamt besser auszustatten und wie groß wäre
der Umfang?
Sehen Sie beim Einsatz des zusätzlichen Personals Prioritäten (z.B. Klassenfrequenz, Sozialindex,
Unterrichtsausfall, Ganztag, usw.)?
Werden Sie den drohenden Wegfall der aus dem bis zum 31.12.2018 befristeten Bildungsund
Teilhabepaket des Bundes finanzierten Schulsozialarbeit durch Einsatz von Landesmitteln
verhindern und diese unbefristet absichern.


Keine Rückkehr zu „G 9“ auf Kosten anderer Schulformen

Die Initiative „G9 jetzt“ hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach dem die Wiedereinführung
eines neunjährigen gymnasialen Bildungsgangs zu erheblichen Teilen mit Unterrichtskürzungen
und Abbau von Ganztagsstrukturen bei anderen, insbesondere den integrierten Schulformen,
verknüpft werden soll.

Frage
Werden Sie dem Vorhaben der Initiative „G 9 jetzt“ folgen, die die Wiedereinführung eines
neunjährigen gymnasialen Bildungsganges und dessen personelle Ausstattung zu erheblichen
Teilen mit Unterrichtskürzungen und Abbau von Ganztagsstrukturen bei anderen, insbesondere
den integrierten Schulformen verknüpft ?

Schulgebäude und Sachausstattung

Die Schulgebäude in NRW sind teilweise in einem beklagenswerten Zustand. Unabhängig
vom baulichen Zustand der Gebäude entsprechen diese in vielen Bereichen nicht den Erfordernissen
einer modernen Unterrichtsgestaltung. Manche Kommunen sind nicht willens oder
auch finanziell nicht in der Lage, diese z.T. unzumutbaren Zustände zu verändern.

Fragen
Was wollen Sie auf Landesebene tun, um die Kommunen in den Stand zu versetzen und zugleich
auch zu zwingen, angemessene, dem Stand der Pädagogik und Unterrichtsforschung,
den Anforderungen der Inklusion sowie der Informations- und Kommunikationstechnologie
entsprechende Schulgebäude vorzuhalten ?
Halten Sie es für sinnvoll, dafür multiprofessionell erarbeitete Standards zu formulieren und
vorzugeben ?


Sozialindex

Das deutsche Schulsystem ist nicht gerecht. Seit PISA 2000 monieren alle Untersuchungen
als besonderes Problem die enge Kopplung des sozialen Hintergrunds der Kinder mit dem
Schulerfolg. Ein schülerscharfer Sozialindex wäre eine Möglichkeit, die Schulen besser auszustatten,
die eine sozial benachteiligte Schülerschaft nachweisen können. Ein Verfahren zur
Erhebung eines schülerscharfen Sozialindexes wurde im Grundsatz bereits mehrfach in der
Fachliteratur beschrieben. Um Wirkungen an Schulen mit schwierigen Standorten zu erzielen,
muss ein relevanter Anteil von Stellen für den Sozialindex im Haushalt eingeplant werden.

Fragen
Folgen Sie dem Ansatz, Ungleiches ungleich zu behandeln und brechen Sie mit dem Ansatz
der Gleichbehandlung aller Schulen?
Beabsichtigen Sie, einen Sozialindex einzuführen und wenn ja, welchen Umfang werden die
Sozialindexstellen relativ und absolut haben?

Einführung eines kostengünstigen Schülertickets

Die Landesschülervertretung fordert die Einführung eines kostengünstigen Schülertickets in
der Sekundarstufe I. Dieser Forderung schließen wir uns als Elternverband an, um die individuellen
Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Freizeitbereich ohne Blick auf die soziale
Herkunft zu ermöglichen.

Frage
Unterstützen Sie unsere Forderung nach einem kostengünstigen Schülerticket in NRW? Wie sieht Ihr Konzept hierzu aus?

 

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