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PRIMUS-Schulen: Erfolgreiches Modell für mehr Bildungsgerechtigkeit muss ausgebaut werden

Die Landeselternschaft der integrierten Schulen Nordrhein-Westfalen e.V. (LEiS-NRW) , die PRIMUS Schule Münster und die PRIMUS Schule Viersen haben im Rahmen der Landespressekonferenz die Weiterentwicklung und den Ausbau der PRIMUS-Schulen in Nordrhein-Westfalen nachdrücklich gefordert.
 
Diese innovativen Schulen, die Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse gemeinsam unterrichten, haben in den vergangenen Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass sie Chancengerechtigkeit fördern und individuelle Bildungswege stärken. Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen plädieren nun dafür, das Modell durch die Einführung einer gymnasialen Oberstufe weiterzuentwickeln und seine Verbreitung landesweit zu fördern.
 
PRIMUS-Schulen bieten eine Alternative zum traditionellen, gegliederten Schulsystem, dass Kinder bereits nach der vierten Klasse in verschiedene Bildungsgänge trennt – eine Entscheidung, die oft mehr von sozialen als von individuellen Faktoren beeinflusst wird. In PRIMUS-Schulen hingegen lernen die Kinder über zehn Jahre hinweg in einer stabilen Umgebung, ohne Brüche im Bildungsweg und ohne das frühe „Aussortieren“. Dies hat sich als vorteilhaft erwiesen: Studien zeigen, dass Schülerinnen und Schüler an PRIMUS-Schulen ihre Potenziale besser entfalten können und der Bildungserfolg weniger vom Elternhaus abhängt.
 
„PRIMUS-Schulen beweisen, dass Bildung auch ohne frühe Trennung erfolgreich sein kann. Sie geben den Kindern mehr Zeit, ihr Potenzial zu entfalten, und bieten eine stabile Lernumgebung. Dieses Modell muss ausgebaut werden, denn es hat das Potenzial, unser Bildungssystem gerechter und zukunftsfähiger zu machen“, betont Harald A. Amelang, Landesvorsitzender der LEiS-NRW.
 
Der Erfolg der PRIMUS-Schulen ist wissenschaftlich belegt. Besonders eindrucksvoll ist der Vergleich zwischen der Bildungsprognose in Jahrgangsstufe 4 und den tatsächlich erreichten Abschlüssen nach Klasse 10. Viele Kinder, die in der vierten Klasse für eine niedrigere Schulform empfohlen wurden, erreichen an PRIMUS-Schulen bessere Abschlüsse. „Viele Kinder werden in der vierten Klasse aufgrund sozialer und familiärer Hintergründe zu niedrig eingestuft. PRIMUS-Schulen zeigen, dass diese frühen Prognosen oft nicht der Realität entsprechen. Durch längeres gemeinsames Lernen erreichen viele Kinder Abschlüsse, die ihnen im gegliederten System verwehrt geblieben wären“, erklärt Georg Balster, Schulleiter der PRIMUS-Schule Viersen.
 
Neben der strukturellen Kontinuität setzt das PRIMUS-Modell auf bewährte reformpädagogische Prinzipien wie jahrgangsübergreifendes Lernen, Teamarbeit zwischen Primar- und Sekundarlehrkräften, eine Notenfreiheit bis einschließlich Jahrgang 8 und eine flexible Unterrichtsorganisation. Dadurch wird eine individuelle, stärkenorientierte Förderung ermöglicht, die den unterschiedlichen Entwicklungsverläufen von Kindern gerecht wird.
 
„PRIMUS ist mehr als eine Schulform – es ist ein pädagogisches Konzept, das Kinder in den Mittelpunkt stellt. Sie lernen selbstständiger, mit mehr Freude und weniger Druck. Das zeigt sich auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und den späteren schulischen oder beruflichen Erfolgen“, sagt Christian Möwes, Schulleiter der PRIMUS-Schule Münster.
 
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die enge Beziehungsarbeit zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern. Durch den langen Verbleib an einer Schule entstehen stabile Bindungen, die nachweislich zur Resilienz und Selbstständigkeit der Kinder beitragen. Auch für die Lehrkräfte bringt das Konzept Vorteile: Eine COPSOQ-Befragung zeigt, dass Lehrkräfte ihre Arbeit als besonders wirksam erleben, was ihre berufliche Zufriedenheit und Gesundheit stärkt. Zudem bestätigt der Rechnungshof NRW (2022), dass PRIMUS-Schulen deutlich weniger Unterrichtsausfälle haben als herkömmliche Schulformen. Die flexible Verzahnung verschiedener Lehrämter ermöglicht eine effizientere Unterrichtsorganisation und sorgt für eine hohe Stabilität im Schulbetrieb.
 
Trotz der belegten Erfolge endet das PRIMUS-Modell derzeit nach Klasse 10 – ein Umstand, den viele Eltern kritisch sehen. Der anschließende Wechsel in eine neue Schulform wie ein Gymnasium, eine Gesamtschule oder ein Berufskolleg stellt Kinder vor unnötige Herausforderungen und widerspricht der Idee des durchgängigen Lernens. „Wir erleben immer wieder, dass Kinder nach zehn Jahren in einer stabilen Lernumgebung plötzlich in eine neue Schulform wechseln müssen. Dieser Bruch stellt viele Familien vor schwierige Entscheidungen. Eine PRIMUS-Oberstufe wäre der logische nächste Schritt“, so Amelang.
 
Die LEiS-NRW regt daher die Einführung einer gymnasialen Oberstufe an PRIMUS-Schulen an, um einen nahtlosen Bildungsweg bis zum Abitur zu ermöglichen. Zudem müsse das PRIMUS-Modell landesweit ausgebaut und neue Schulen gegründet oder bestehende Schulen umgewandelt werden. Eine grundlegende Reform des Schulsystems mit dem Ziel, die frühe Selektion nach der vierten Klasse abzuschaffen, sei dringend notwendig, um allen Kindern faire Bildungschancen zu bieten.
 
PRIMUS-Schulen haben gezeigt, dass ein anderes, gerechteres Schulsystem möglich ist. „Wir dürfen nicht die Augen vor den positiven Erfahrungen der letzten Jahre verschließen. Die Politik hat jetzt die Chance, eine richtungsweisende Entscheidung für eine moderne, gerechte Bildungslandschaft in NRW zu treffen“, so Amelang abschließend.
 
 
Christian Möwes
Schulleiter
PRIMUS Schule Münster
 
Georg Balster
Schulleiter
PRIMUS Schule Viersen
 
Harald A. Amelang
Team Vorstand
LEiS-NRW e.V.

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