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Pressemitteilung der Landeselternschaft integrierter Schulen in NRW e.V. (LEiS-NRW) zur neuen Initiative des Schulministeriums gegen Gewalt an Schulen
26. September 2024
Pressemitteilung der Landeselternschaft integrierter Schulen in NRW e.V. (LEiS-NRW) zur neuen Initiative des Schulministeriums gegen Gewalt an Schulen
Die LEiS-NRW e.V. begrüßt grundsätzlich die von Schulministerin Feller vorgestellte Initiative, Schulen im Kampf gegen Gewalt nicht alleine zu lassen. Das neu gestartete Dialogformat, das Schulleitungen und Lehrkräfte stärker in Präventionsmaßnahmen einbinden soll, ist ein wichtiges Signal, um auf die zunehmende physische und psychische Gewalt an Schulen zu reagieren. Dennoch sieht die LEiS-NRW erhebliche Defizite in der Umsetzung und der langfristigen Wirksamkeit der präsentierten Maßnahmen.
Ein zentrales Problem stellt der eklatante Mangel an Fachkräften dar. Mit rund 2.000 Schulsozialarbeiter*innen im Landesdienst sind die Schulen in NRW bei weitem nicht ausreichend versorgt. Angesichts der mehr als 5.000 Schulen im Bundesland ist eine flächendeckende Unterstützung kaum möglich. Obwohl das Landesprogramm zur Förderung der kommunalen Schulsozialarbeit zusätzliche Stellen geschaffen hat, bleibt unklar, wie diese dauerhaft gesichert und ausgeweitet werden können. Auch die schulpsychologischen Beratungsstellen, von denen es landesweit lediglich 54 gibt, sind angesichts der Vielzahl von Schulen völlig unzureichend. Schulpsycholog*innen sind jedoch essenziell, um bei Gewalt- und Mobbingvorfällen angemessen zu intervenieren. Eine schnelle und umfassende Betreuung ist derzeit nicht gewährleistet.
Ein weiteres Problem sehen wir in der fehlenden Nachhaltigkeit vieler Maßnahmen. Präventionsprogramme wie das Anti-Mobbing-Projekt „Gemeinsam Klasse sein“ oder der Notfallordner „Hinsehen und Handeln“ klingen auf dem Papier vielversprechend, sind jedoch häufig nicht langfristig im Schulalltag verankert. Es mangelt an strukturellen Ansätzen, die sicherstellen, dass diese Programme kontinuierlich und wirksam umgesetzt werden, anstatt nach anfänglicher Aufmerksamkeit in den Hintergrund zu treten.
Hinzu kommt der hohe bürokratische Aufwand, der mit der Umsetzung der vielen Vorgaben und Programme einhergeht. Schulleitungen und Lehrkräfte sind bereits stark ausgelastet, sodass praxisnahe und leicht umsetzbare Lösungen fehlen. Der Austausch in den digitalen Veranstaltungen, bei dem Lehrkräfte ihre Erfahrungen schilderten, zeigte deutlich, dass sie sich zwar Gehör verschaffen konnten, jedoch konkrete Unterstützung oft zu spät oder nur unzureichend ankommt.
Ministerin Feller betonte, dass Gewalt an Schulen ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Konflikte sei. Diese Einschätzung teilt die LEiS-NRW, doch bleibt offen, wie das Schulministerium plant, diese tieferliegenden gesellschaftlichen Ursachen anzugehen. Ohne eine umfassendere gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit Themen wie sozialer Ungleichheit, familiären Problemen und medialer Gewaltverherrlichung bleiben die schulischen Maßnahmen nur eine Bekämpfung der Symptome.
Gewaltprävention kann nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn auch die Eltern aktiv in die Strategien eingebunden werden. Eine engere Kooperation zwischen Schulen und Elternschaft ist daher unerlässlich. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um alle Beteiligten im Schulleben zu erreichen.
Die Initiative des Schulministeriums setzt ein wichtiges Signal, jedoch in ihrer jetzigen Form nicht ausreicht, um Gewalt an Schulen flächendeckend und nachhaltig zu bekämpfen. Es bedarf deutlich mehr personeller Ressourcen, einer stärkeren Verankerung von Präventionsmaßnahmen im Schulalltag und einer intensiveren Einbindung der gesamten Schulgemeinschaft, einschließlich der Eltern. Nur so können langfristige Erfolge erzielt werden.
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